GESCHICHTE DES DANEWERKS
In früher Zeit gegründet
Die ältesten Teile des Danewerks wurden vor rund 1500 Jahren vermutlich von den Danen (Dänen) gegründet. Diese waren in das Land der Angeln eingewandert. Viele Menschen dieses, im Gebiet um das Danewerk ansässigen, Stammes waren – ebenso wie die Jüten und die Sachsen – im 5. Jahrhundert nach England ausgewandert (daher Angel-Sachsen).
Die Danen markierten die Südgrenze Ihres Reiches mit einer Wallanlage. Sie sollte germanische Sachsen aus Holstein, slawische Abodriten aus dem östlichen Holstein und Franken aus dem großen Reich im Süden davon abhalten, in das Land einzudringen. Der Wall erhielt den Namen Danewerk, also das Werk der Danen, und wurde in den nächsten Jahrhunderten immer wieder erweitert und erhöht.
Die Pforte des Danewerks aus der Zeit um 740 wurde erst vor wenigen Jahren bei Grabungen im Ort Dannewerk entdeckt. Sie lag dort, wo der legendäre Ochsenweg vom Limfjord bis zur Elbe die Wallanlage kreuzte. Dieses Tor war in ganz Europa bekannt. In den fränkischen Reichsannalen aus dem frühen 9. Jahrhundert wurde es ”Wiglesdor” genannt und als einzigen Durchlass im Danewerk hervorgehoben. Hier, nur einen Steinwurf vom heutigen Museum entfernt, lag also der einzige offizielle, landfeste Grenzübergang zwischen Mitteleuropa und Skandinavien.
Außerdem wurde die Festung Thyraborg (Thyraburg) in der Nähe des Haupttors errichtet. Auf diesem großen Erdhügel stand vermutlich eine hölzerne Burg. Dieser Ort ist allerdings noch nicht gründlich erforscht. Er wurde aber auf jeden Fall erst später nach der Königin Thyra benannt, die Frau des Königs Gorm der Alte und Mutter von Harald Blauzahn (der mit den Runensteinen in Jelling). In der großen dänischen Chronik des Mönches Saxo aus dem 12. Jahrhundert wird sie als Gründerin des Danewerks benannt. Dies ist allerdings durch Funde, die wesentlich früher datieren als diese Wikingerkönigin, widerlegt.
In der Wikingerzeit erweitert (Ende des 8. bis Mitte des 11. Jahrhunderts)
Das Danewerk hatte über sieben Jahrhunderte eine große Bedeutung als Südgrenze der Danen (später: Dänen). Im Jahr 811 trafen sich Gesandte des fränkischen Kaisers Karl des Großen und des Danen-Königs Hemming am Fluss Eider. Der Führer der damaligen europäischen Supermacht und der Herrscher des kleineren Reiches nördlich des Danewerks wollten klären, wo das Land des Einen endet und das Land des Anderen beginnt. Sie verständigten sich darauf, dass die Eider, die insbesondere im östlichen Abschnitt ein gutes Stück südlich des Danewerks verläuft, die Südgrenze des dänischen Königreichs ausmacht. Diese Vereinbarung war von großer Bedeutung, denn es blieb bei der Absprache Karls und Hemmings, und die Eider war mehr als tausend Jahre lang die Nordgrenze der deutschen Länder.
Das Danewerk behielt seine strategische Bedeutung und wurde weiterhin ausgebaut. Einer der Gründe hierfür war sicherlich auch, dass die Wallanlage gleichzeitig die wichtige Ost-West-Handelsroute zwischen der Nordsee und der Ostsee schützte. Sie verlief über die Flüsse Eider und Treene, entlang des Danewerks und über die Schlei und war zu allen Zeiten vital für die Region.
In der Wikingerzeit wurde das Danewerk auch mit jenem Halbkreiswall verbunden, der die neue Handelsstätte Haithabu sichern sollte. Diese Stadt an der Schlei, eine der ersten Städte Dänemarks, war schnell zum wichtigsten Handelsplatz Nordeuropas herangewachsen. Hier stand die erste Kirche Dänemarks, und hier wurde die erste dänische Münze geprägt. Haithabu beheimatete zahlreiche Handwerker. Hierher brachten heimische Handelsleute Waren, die sie aus der gesamten bekannten Welt holten, um sie im Norden zu verkaufen. Und hierher kamen Handlungsreisende aus fernen Ländern im Süden und Osten, um ihre Waren gegen das nordische Gold, den begehrten Bernstein, einzutauschen. Funde aus Haithabu zeigen, dass die seltenen, kostbaren Güter aus so entlegenen Orten wie dem fernen Osten stammten. Hier gab es also etwas zu beschützen.
Im Mittelalter verstärkt und verlassen
Aber allen Wällen und anderen Verteidigungsanlagen zum Trotz wurde Haithabu 1050 vom Norweger Harald dem Harten bis auf den Grund niedergebrannt. Es war nicht das erste Mal, dass die Stadt zerstört wurde und auch nicht das letzte. 1066 fielen dann auch noch slawische Krieger ein und zerstörten, was wiederaufgebaut war. Danach hat es den Einwohnern offenbar endgültig gereicht. Nachdem ihre Häuser wieder in Schutt und Asche gelegt wurden, gaben sie Haithabu auf und zogen an den Ort, der heute Schleswig ist.
Das Danewerk blieb aber wichtig, und es wurde weiterhin daran gebaut. Die ursprüngliche Anlage wurde zuletzt um 1170 erweitert. Der dänische König Waldemar der Große ließ die so genannte Waldemarsmauer errichten. Das Bauwerk aus rotem Backstein war rund vier Kilometer lang, fünf bis sieben Meter hoch, zwei Meter dick und wurde von einem Wächtergang gekrönt. Die von Menschen gemachten Mauersteine waren zu diesem Zeitpunkt eine neue, revolutionäre Bautechnik, die allenfalls schon für Kirchen und Klöster Verwendung fand. Die Waldemarsmauer war somit das größte weltliche Backsteingebäude im Nordeuropa und sehr spektakulär.
Aber trotzdem ging auch die Zeit des Danewerks zur Mitte des 13. Jahrhunderts zur Neige. Die Herrschaft im Herzogtum Schleswig (nördich der Eider) und in der Grafschaft Holstein (südlich der Eider) verschmolz zunehmend, und Schleswig-Holstein wurde immer mehr zur Einheit. Danach machte es keinen Sinn mehr, eine Verteidigungsanlage an dieser Stelle aufrechtzuerhalten, und das Danewerk wurde aufgegeben. Mit der Zeit verfielen Mauern und Wälle. Bauern legten ihre Felder an den Wällen an, und die örtliche Bevölkerung griff auf Steine aus der preisgegebenen Anlage zurück, um ihre Häuser zu bauen.
Hoffnungslose Versuche und nationale Hoffnungen im 19. und 20. Jahrhundert
Militärische Bedeutung als Verteidigunganlage gegen Eindringlinge aus dem Süden erhielt das Danewerk aber erst 700 Jahre später wieder. Als in den 1860ern zwischen Preußen und Österreich einerseits und Dänemark anderseits ein erneuter Krieg um Schleswig und Holstein drohte, wurden dänische Stellungen am Wall errichtet. An 27 Stellen wurde das Material des Walls genutzt, um monumentale Kanonenschanzen aufzutürmen. Sie sollten die Landschaft kontrollieren, aber es half nichts. Bevor es überhaupt zu Kampfhandlungen kommen konnte, gab die dänische Heeresleitung die Stellungen am Danewerk preis, Die Übermacht der 1864 vorrückenden preußischen und österreichischen Truppen war schlicht zu groß. Die dänischen Militärs leiteten den Rückzug ein, der in der tragischen Schlacht bei Düppel kulminierte. Der Krieg endete für Dänemark mit dem Verlust des Herzogtums Schleswig. Fortan lag das Danewerk mitten in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein, die bis zur Konigsau bei Kolding reichte.
Aber auch wenn das Danewerk nun erstmals nicht mehr Teil Dänemarks war (und gerade deswegen), erhielt es jetzt wieder eine enorme Bedeutung für das Land. In Verbindung mit dem aufkeimenden Nationalismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts und vor allem mit dem verloren Krieg von 1864 bekam das Danewerk eine enorme ideologische Bedeutung für die Dänen. Der Wall wurde zum wichtigsten Symbol für die Größe, die Dänemark mit dem Verlust Schleswigs eingebüßt hatte, und für den Wunsch nach einer Wiedervereinigung mit diesem Landesteil. Diese Bedeutung hatte das Danewerk bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Zum letzten Mal wurde das Danewerk während des Zweiten Weltkriegs als Verteidigungsanlage genutzt. Dieses Mal allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Die deutsche Heeresleitung und ihre Nazimachthaber fürchteten, dass die Alliierten in Dänemark landen und von dort in Deutschland eindringen würden. Die Wehrmacht errichtete deshalb 1944/45 eine Panzersperre an der Südseite des Hauptwalls. Ein tiefer Graben sollte Panzer aufhalten, nachdem sie sich über den Wall gemüht hatten. Sie kamen aber nie. Im Gegenteil: 1945 wurde Dänemark von Süden her, aus Schleswig-Holstein, von britischen Truppen befreit.
Gemeinsames deutsch-dänisches Erbe im 20. und 21. Jahrhundert
Das Danewerk ist seit dem 19. Jahrhundert Gegenstand sowohl deutscher als auch dänischer archäologischer und historischer Forschung gewesen. Einige der wichtigsten Ausgrabungen sind in den letzten 50 Jahren von dänischen Archäologen vorgenommen worden. Und eines der wichtigsten Funde überhaupt, das Tor des Danewerks aus dem 8. Jahrhundert, wurde bei einer gemeinsamen deutsch-dänischen Grabungskampagne 2012 bis 2014 gemacht. Sie wurde von deutschen und dänischen Archäologen gemeinsam unternommen und von der dänischen A. P. Møller Stiftung finanziell gefördert.
Damit erzählt das Danewerk heute nicht nur die Geschichten früherer Zeiten von nationaler Größe und Abgrenzung zu den Deutschen. In der Gegenwart ist das Danewerk auch Beleg dafür, dass wir uns in Eintracht und partnerschaftlich um die gemeinsame dänische und deutsche Geschichte unserer Region kümmern. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn die nationale Deutungshoheit über die Geschichte – insbesondere von gegenseitigen Konflikten – hat lange höchste Priorität gehabt und so mancher Annäherung im Wege gestanden. Heute sind wir aber so weit, dass die dänische Minderheit in Südschleswig mit dem Danevirke Museum sogar stellvertretend für Deutsche wie Dänen die Aufgabe übernimmt, die Geschichte des Danewerks zu vermitteln. Dies erfordert sehr viel gegenseitiges Vertrauen und wäre in früheren Zeiten undenkbar gewesen.
Es war auch eine gemeinsame Bewerbung des Archäologischen Landesamts, der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen und des Museums der dänischen Minderheit, die dazu geführt hat, dass die UNESCO am 30. Juni 2018 beschlossen hat, die archäologische Grenzlandschaft Haithabu und Danewerk in die Liste des Welterbes aufzunehmen. Damit hat die Kulturorganisation der Vereinten Nationen anerkannt, dass diese beiden Stätten eine Bedeutung haben, die noch weit über die Region und die beiden Länder hinausreicht.
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